Haydnplatz

Stadtteil Saggen

Haydnplatz 8

Jänner 2008 © Thomas Kleissl

Haydnplatz 8

Ing. Alfred Graubart lebte mit seiner Frau Maria, geb. Herold und Sohn Erich am Haydnplatz 8. In der Nacht vom 9. auf den 10. November öffnete Maria Graubart einer Gruppe von SA-Männern die Wohnungstür. Alfred Graubart wurden durch Schläge in das Gesicht und am Kopf schwere Gesichtsverletzungen und eine Gehirnerschütterung zugefügt. Der Versuch von Maria Graubart, dessen Schwester Lilly Beran ebenfalls in der Wohnung anwesend war, ärztliche Hilfe für ihren bewußtlosen Mann zu holen, wurde mit der Androhung des Erschiessens verhindert.

Alfred´s Bruder Richard Graubart lebte mit seiner Familie in der Gänsbacherstraße 5 und wurde dort brutal ermordet.

Ing. Alfred Graubart wurde als Sohn von Sofie, geb. Königsbacher und Simon Graubart in Innsbruck geboren, lebte mit seinen Eltern in der Museumstraße, war Soldat im Ersten Weltkrieg und kam verletzt in italienische Gefangenschaft. Nachdem die erste Ehe mit Frieda Mellion scheiterte, heiratete er im April 1931 Maria „Mimi“ Herold. Nach dem Tod des Vaters übernahm er mit seinem Bruder Richard das „Schuhaus Graubart“.

Im Dezember 1938 flüchtete er ohne Frau und Sohn nach England, wo er in das Internierungslager Isle of Man kam und von dort 1942 in die USA. Sein Sohn Erich reiste ihm 1948 nach Los Angeles nach. 1960 kehrte Alfred nach Österreich zurück, wo er am 23. März 1980 in Wien verstarb.

Die Ehe mit Maria Graubart wurde nach dem Anschluss 1938 aufgelöst – Maria war Arierin. Sie lebte mit Remo Marzani, einem späteren Treuhänder des „Schuhauses Graubart“ zusammen.


update 24.10.2018

Literatur:

Thomas Albrich < Die SA im Novemberpogrom in Innsbruck > Haymon Verlag 2016, S 162

Christoph W. Bauer < Graubart Boulevard > Haymon Verlag Innsbruck-Wien 2008

Michael Gehler < Spontaner Ausdruck des „Volkszorns“?, Neue Aspekte zum Innsbrucker Judenpogrom vom 9./10. November 1938 > in: Zeitgeschichte, 18. Jahr, Okt. 1990 – Dez. 1991, Heft 1 – 12 

Gretl Köfler < Die „Reichskristallnacht“ > in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.) – Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 bis 1945 – Österreichischer Bundesverlag Wien 1984, Band 1, S 448-462

Lisa Pechlander < SA-Sanitäts-Hauptsturmführer Dr. Theodor Tapavicza > in: Thomas Albrich (Hg.), Die Täterr des Judenpogroms 1938 in Innsbruck, Haymon Verlag 2016, S 226

Horst Schreiber < Jüdische Geschäfte in Innsbruck – Eine Spurensuche > Projekt des Abendgymnasiums Innsbruck; Tiroler Studien zu Geschichte und Politik 1, Michael-Gaismair-Gesellschaft (Hg.) , StudienVerlag 2001, S 55-56

Gad Hugo Sella < Die Juden Tirols – Ihr Leben und Schicksal > Israel 1979

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